Taiji

Taiji ist ein Fischerort an der japanischen Ostküste. Ein Idyll mit paradiesischen Buchten und Sandstränden. Auf ihrem Weg durch das pazifische Meer ziehen hier alljährlich Wale und Delfine vorbei. Und Jahr für Jahr spielt sich hier ein grausames Szenario ab: Tausende Delfine werden während der Jagdsaison – zwischen September und März – gefangen und grausem geschlachtet. Mit Booten treiben Fischer bis zu 250 Tiere vor sich her. Die Delfine fliehen in Buchten, können nicht entkommen. Von der Öffentlichkeit abgeschottet werden die Meeressäuger mit Speeren und Messern abgestochen oder qualvoll erstickt. Das Meer ist blutrot gefärbt. Unzählige tote Delfine treiben im Wasser und landen anschließend in den Booten der Fischer – ein Massaker, das an einzelnen Tagen kaum zwei Stunden dauert.
(Text by SternTV.de)


Taiji und die Wahlfänge

 

Stadt ohne Gnade

Die japanische Stadt Taiji liegt an der Ostküste des Verwaltungsbezirks Wakayama. Die Küstenregion ist von atemberaubender Schönheit, doch leider wird dieses Bild durch das Blut und das Leiden tausender und abertausender Delfine und anderer Kleinwale befleckt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Wal- und Delfinjagd in diesem Gebiet schon seit Jahrhunderten durchgeführt wird. Neu ist allerdings die „Treibjagd“.

 

Kulturelle Tradition?

Die Behörden in Taiji und Wakayama möchten uns glauben machen, dass diese Jagdform eine alte Tradition ist, doch das stimmt nicht. Die Treibjagd wurde in den 1970er Jahren entwickelt. Sie ist nicht einmal so alt wie die meisten Männer, die diese Jagd ausüben. Die Menschen machen um „Kultur“ und alte Bräuche viel Wind – besonders in Japan. Doch die Tatsache, dass etwas seit langer Zeit praktiziert wird, bedeutet nicht, dass diese Praxis automatisch richtig ist und deshalb weiter ausgeübt werden kann, wenn sie als falsch befunden wurde. Die Sklaverei ist ein gutes Beispiel dafür, denn sie wurde über lange Zeit praktiziert und wurde schließlich als falsch erkannt. Im Falle der Waltreibjagden gibt es jedoch nicht einmal einen legitimen Anspruch auf eine kulturelle Tradition. Diese Behauptung ist eine Lüge.
       Es gibt heutzutage nur wenige Länder, die kommerzielle und umfassende Waltötungsaktionen zulassen. Länder, die einst intensiv Walfang betrieben, haben damit aufgehört. Island, Norwegen, die dänischen Färöer-Inseln und Japan führen den Walfang im großen Stil fort. Japan ist dabei die schamloseste Nation von allen. Japan schickt kommerzielle Walfangflotten in den Nordpazifik und das Südpolarmeer. Japan erlaubt auch die Jagd auf Groß- und Kleinwale in seinen Küstengewässern. Sea Shepherd ist nicht gegen Japan. Unsere Abscheu bezieht sich auf das Töten von Walen an sich, egal welche Nation daran beteiligt ist.

Killerstaat und Killerstadt


Bis zu 20.000 Delfine und Tümmler werden jedes Jahr in japanischen Gewässern getötet [1]. Es sind hauptsächlich Dall-Hafenschweinswale (18.000), die im nördlichen Teil des Landes durch Harpunen getötet werden. Der Tsunami am 1. März 2011 zerstörte die Infrastruktur, die mit diesem Massaker verbunden ist. Es bleibt abzuwarten, ob das Abschlachten wieder so stattfinden wird, wie vor dem Erdbeben.
In Taiji belaufen sich die Tötungszahlen auf zirka 2.000. In den vergangenen Jahren war die Zahl der getöteten und gefangenen Tiere nach Angaben der Fischer durchschnittlich 1.600. Die Jagdsaison ist normalerweise zwölf Monate lang und beginnt am 1. September. Die Treibjagden dauern gewöhnlich bis Ende März und die Fischer jagen dann andere Arten. Die Fischereigewerkschaft (FG) stellt einen Antrag auf Jagderlaubnis beim Gouverneur des Wakayama Verwaltungsbezirks. Dieser stellt die Genehmigung dann aus. Es gibt keine Hinweise darauf, dass wissenschaftliche Daten oder Nachhaltigkeit einen Einfluss auf die Erlaubnis haben. Es scheint, als ob die FG dem Gouverneur sagt, wie viele Delfine sie töten will und dieser bewilligt die Anzahl einfach. In diesem Jahr (September 2011 bis August 2012) wurde der FG von Taiji eine Fangquote von 2.165 Delfinen und andere Kleinwalen genehmigt [2].
Die meisten Delfine und Kleinwale, die bei den Treibjagden in Taiji gefangen werden, tötet man und das Fleisch wird verkauft. Angesehene Wissenschaftler auf der ganzen Welt berichten von der hohen Quecksilberbelastung im Fleisch dieser Tiere, doch viele Ansässige in Taiji ignorieren diese Warnungen. Sie behaupten oft, dass es viele Ortsansässige in Taiji gibt, die ihr Leben lang Delfinfleisch gegessen haben. Leider glauben sie auch der Propaganda der japanischen Regierung, dass die Werte und die Bedrohung durch das Quecksilber unbedeutend sind.
Taiji ist eine sehr kleine Stadt. Die Einwohner der benachbarten Kleinstädte machen sich oft über die Bewohner von Taiji lustig und nennen sie „rückständig“ und „primitiv“. Diese Sichtweise existiert nicht nur wegen der dortigen Delfinjagd. Für viele, die davon wissen, dass in Taiji Delfine gejagt, getötet und gegessen werden, ist dies nur ein weiterer Beweis dafür, dass Taijis Ruf „rückständig“ zu sein auch gerechtfertigt ist. In der Stadt oder vielmehr dem Dorf Taiji sind 28 Männer an der Delfinjagd beteiligt. In Taiji gibt es viele Unterstützer der Jagd, aber ebenso Gegner. Nicht jeder Einwohner von Taiji begrüßt die negative Aufmerksamkeit, die diese Männer auf ihre Stadt und ihr Land ziehen.
Sea Shepherd wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass die weltweite Aufmerksamkeit auf die Stadt Taiji und diese berüchtigte Bucht gerichtet wird, um den internationalen Druck zu erhöhen und diese Gräueltaten zu ein für allemal zu beenden.


[1] Die Zahlen ändern sich jedes Jahr. 20.000 ist der Höhepunkt. In den letzten Jahren sind die Zahlen gesunken.
[2] Großer Tümmler: 652, Streifendelfin: 450, Fleckendelfin: 400, Rundkopfdelfin: 275, Gemeiner Grindwal: 184, Pazifischer Weißseitendelfin: 134, Kleiner Schwertwal: 70.
 (Text by Sea Shepherd)





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